Programm No. 1

VITA ET MORS

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VITA ET MORS reizt die absoluten Extreme der menschlichen Existenz aus: Debussys L’isle joyeuse und Skrjabins vierte Sonate sprühen vor Lebendigkeit, Lust und Sehnsucht nach Licht – Stimmungen, die im Kontrast mit den sie umgebenden Werken umso schärfer hervortreten. Janacéks Sonate 1. X., Schumanns „Geistervariationen“ sowie Sergej Prokofievs vierte Sonate weisen allesamt einen offenkundigen Bezug zu Tod und Sterben auf. So wurde Janacék durch den Tod eines tschechischen Arbeiters, der während einer Demonstration vom Militär erschossen wurde, zur Komposition angeregt; Sergej Prokofiev widmete sein Werk einem Freund, der kurze Zeit zuvor Selbstmord begangen hatte und Robert Schumann stürzte sich während der Arbeit an den sogenannten „Geistervariationen“ – das Thema des Stückes empfing er nach eigener Aussage von den Geistern Mendelssohns und Schuberts – in den eiskalten Rhein. Zwar überlebte er knapp und konnte das Werk – sein letztes – zu Ende schreiben, wurde jedoch kurz darauf in die Nervenheilanstalt nach Endenich eingewiesen. Wie könnte ein solches, alle Grenzen auslotendes Programm besser eingeleitet werden als mit zwei gottesfürchtigen Choralvorspielen von J. S. Bach?

Johann Sebastian Bach (1685-1750) / arr. Feruccio Busoni (1866-1924)
aus 10 Chorale Preludes:

Wachet auf, ruft uns die Stimmen, BV B 27, No.2

Ich ruf zu Dir, Herr Jesu Christ, BV B 27, No.5

Leoš Janácek (1854-1928)
Klaviersonate 1. X. 1905

  1. Predtucha (Die Ahnung)
  2. Smrt (Tod)

Alexander Skrjabin (1871-1915)
Klaviersonate No.4 in Fis-Dur, Op.30

  1. Andante
  2. Prestissimo volando

Pause

Maurice Ravel (1875-1937)
Pavane pour une infante défunte 

Claude Debussy (1862-1918)
L'isle joyeuse, L. 106

Robert Schumann (1810-1856)
Die Geistervariationen (Thema mit Variationen) in Es-Dur, WoO 24

Sergei Prokofiev (1891-1953)
Klaviersonate No. 4 in c-Moll, Op.29

  1. Allegro molto sostenuto
  2. Andante assai
  3. Allegro con brio, ma non leggiero

Programm No. 2

Das Programm versammelt lauter Herzensangelegenheiten der Pianistin (Linda Leine), die auf ihrem bisherigen Lebensweg in verschiedenen Zusammenhängen bedeutsam waren. Gleichzeitig sind es Herzstücke der Klavierliteratur überhaupt – so gilt Domenico Scarlatti in seinen Sonaten als ein Pionier, was virtuose Spieltechniken wie Kreuzungen der Hände, schnelle Sprünge oder Repetitionen anbelangt. Robert Schumann bezeichnete seine 1839 komponierte Fantasie C-Dur bereits selbst als „wohl mein Passioniertestes, was ich je gemacht“ habe, eine Einschätzung, die von Pianisten bis heute geteilt wird und die ihre unangefochtene Bedeutung als Meilenstein der Klavierliteratur unterstreicht. Ursprünglich mit „Sonate“ überschrieben, spiegelt das mit poetischen Ideen und Botschaften an Clara durchdrungene Werk zudem die Entwicklung der Gattung von Scarlattis einsätzigen Miniaturen hin zur viersätzigen, ins Sinfonische tendierenden Form wider. Bereits in der gut zehn Jahre früher komponierten a-moll-Sonate Franz Schuberts hatte sich die Viersätzigkeit durchgesetzt. Neben symphonischen Ausmaßen – der erst 28-jährige Komponist selbst bezeichnete die Sonate als Premiere Grande Sonate – ist Schuberts Affinität zum Lied und zum Volkstümlichen jedoch unverkennbar. 

Domenico Scarlatti (1685-1757)

Sonate in C-Dur K. 159, L. 104

Sonate in h-Moll K. 87, L.33

Robert Schumann (1810-1856)

Fantasie in C-Dur, Op. 17

  1. Durchaus fantastisch und leidenschaftlich vorzutragen; Im Legenden-Ton
  2. Mäßig. Durchaus energisch
  3. Langsam getragen. Durchweg leise zu halten

Pause

Domenico Scarlatti (1685-1757) 

Sonate in D-Dur, K 119, L. 415 

Sonate in fis-Moll K.25, L.481 

Franz Schubert (1797 – 1828)

Sonate Nr. 16 a-Moll, D. 845

  1. Moderato
  2. Andante poco moto
  3. Scherzo: Allegro vivace – Trio: Un poco più lento
  4. Rondo: Allegro vivace