Trio Fabel
English | Deutsch
Das Trio Fabel - die Klarinettistin Anna Gāgane, der Cellist Kristaps Bergs und die Konzertpianistin Linda Leine – versteht es, seinem Publikum abwechslungsreiche und spannende Kammermusikprogramme zu bieten. Die drei Musiker:innen sind nicht nur Partner:innen auf der Bühne, sondern auch Schulfreund:innen, die schon lange davon träumten, als Trio zu musizieren. Mit der Gründung des Trio Fabel im Jahr 2019 erfüllte sich dieser Wunsch – Gāgane, Bergs und Leine spielten ihr erstes gemeinsames Konzert. Unter den Kompositionen waren Trios von Brahms, Beethoven und Evija Skuķes Werk "Š", das speziell dem Trio Fabel gewidmet ist.
Die drei Musiker:innen legen Wert darauf, Bleibendes zu schaffen, langfristig in die musikalische Entwicklung zu investieren und neben den bekannteren Kammermusikwerken auch neue Kammermusik aus ihrem Heimatland Lettland auf die Bühne zu bringen.
So hat das Trio Fabel fünf lettische Komponist:innen verschiedener Generationen gebeten, Kompositionen für das Trio zu schreiben, die in ihren Konzertprogrammen erklingen und, wenn möglich, aufgenommen werden sollen. Darüber hinaus möchten die Musiker:innen verschiedene Videokünstler:innen ansprechen und sie einladen, die entstehende Musik in audiovisuellen Kunstwerken zu reflektieren.
Angesichts des begrenzten Repertoires für diese Besetzung, insbesondere in der lettischen Musik, ist die Schaffung eines neuen Repertoires unerlässlich.
Das Trio Fabel hat sich an fünf Komponisten gewandt - Georgs Pelēcis, Oskars Herliņš, Krists Auznieks, Žanete Spirka und Andris Dzenītis.
Das Ziel des Projekts ist es, langfristig mit den Komponistinnen und Komponisten zusammenzuarbeiten, um bleibende Werte in der lettischen Kammermusik und im weiteren, weltweiten Kontext in der zeitgenössischen klassischen Musik zu schaffen, in der die Anzahl der Werke für Klarinettentrio nicht allzu groß ist. Die neuen Kompositionen werden sich mit den Begriffen Identität, Präsenz und Zugehörigkeit auseinandersetzen.
Das Trio, das aus drei Menschen besteht, die an verschiedenen Orten leben - Anna Gāgane in der Schweiz, Kristaps Bergs in Belgien, Linda Leine in Deutschland -, war (und ist) durch das Gefühl verbunden, sowohl zu Lettland als auch zu ihrem neuen Wohnort zu gehören, gleichzeitig dadurch aber auch eine Art Parallelleben zu führen.
Content from Youtube can't be displayed due to your current cookie settings. To show this content, please click "Consent & Show" to confirm that necessary data will be transferred to Youtube to enable this service. Further information can be found in our Privacy Policy. Changed your mind? You can revoke your consent at any time via your cookie settings.
Wenn man abwechselnd in zwei verschiedenen Ländern lebt, scheint die Zugehörigkeit zu einem Ort relativ zu sein. Die Frage nach einem Zugehörigkeitsgefühl, „Wo gehöre ich hin?“ ist für viele Kulturen zentral. Die Suche nach Identität war schon immer relevant, aber in unserer heutigen Zeit hat sie eine besondere Bedeutung erlangt, nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie, in deren Zeit auch die Kompositionsaufträge vom Trio Fabel vergeben wurden. Einerseits sind Viele in dieser Zeit „gesellschaftsscheu“, ängstlich, geworden. Doch hat die Pandemie als globale Herausforderung sowie die temporäre Isolation voneinander Menschen auf der ganzen Welt auch näher zusammenrücken lassen. Während jede:r, der:die von "Lockdown" und Isolation betroffen war, dies auf seine oder ihre eigene Weise empfand, war man in allen Teilen der Welt durch ähnliche Gefühle miteinander verbunden.
Content from Youtube can't be displayed due to your current cookie settings. To show this content, please click "Consent & Show" to confirm that necessary data will be transferred to Youtube to enable this service. Further information can be found in our Privacy Policy. Changed your mind? You can revoke your consent at any time via your cookie settings.
Content from Youtube can't be displayed due to your current cookie settings. To show this content, please click "Consent & Show" to confirm that necessary data will be transferred to Youtube to enable this service. Further information can be found in our Privacy Policy. Changed your mind? You can revoke your consent at any time via your cookie settings.
Die Klarinettistin Anna Gāgane ist seit 2019 stellvertretende Solo-Klarinettistin des Lettischen Nationalen Sinfonieorchester und unterrichtet in der Lettischen Musikakademie Jāzeps Vītols. Neben ihrer Tätigkeit als Orchestermusikerin und Dozentin ist sie leidenschaftliche Kammermusikerin, kollaboriert mit jungen Komponist:innen und tritt als Solistin regelmäßig in der Schweiz sowie in Lettland auf. Anna Gāgane gewann verschiedene internationale Wettbewerbe wie den Großen Lettischen Musikpreis und wurde mit dem Bundes-Exzellenz-Stipendium der Schweiz ausgezeichnet. Ihre Studium absovierte sie an der Musikhochschule Lübeck bei Sabine Meyer und Reiner Wehle. An der Hochschule für Musik in Basel schloss sie außerdem zwei Masterstudiengänge bei François Benda ab.
Cellist Kristaps Bergs ist Seit 2016 Konzertmeister der Violoncellogruppe der Brüsseler Philharmoniker. Er trat in renommierten Sälen wie Carnegie Hall in New York, der Walt Disney Hall in Los Angeles, dem Musikverein Wien, dem Wiener Konzerthaus, dem Concertgebouw in Amsterdam, der Royal Albert Hall in London und der Suntory Hall in Tokio auf. Dabei arbeitete er mit herausragenden Künstler:innen wie u.a. Andris Nelsons, Heinrich Schiff, Reinhard Latzko, Natalia Prischepenko, Pēteris Vasks, Giovanni Sollima und Helmut Lachenmann zusammen.
In eine Musikerfamilie hineingeboren, begann er seinen musikalischen Weg in der Musikschule Emīls Dārziņš. 2016 wurde er in der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien aufgenommen und studierte dort bei Heinrich Schiff und Reinhard Latzko.
Die Pianistin Linda Leine wurde schon früh an der Rigaer Musikschule für Hochbegabte aufgenommen und studierte anschließend an der Lettischen Musikakademie. Sie setzte ihre Ausbildung in Deutschland fort, zunächst bei Prof. Lilya Zilberstein und Prof. Burkhard Kehring an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Anschließend studierte sie im Masterstudiengang Klavier solo an der Musikhochschule Lübeck in der Klasse von Prof. Konrad Elser. Von 2015 bis 2020 studierte Linda Leine mit ihrer Klavierduo-Partnerin Daria Marshinina Klavierduo an der Hochschule für Musik und Theater Rostock in der Klasse von Prof. Stenzl, wo die beiden ihr Masterstudium und Konzertexamen mit Auszeichnung abschlossen.
Die Debüt-CD des Klavierduos “Schubert–Strawinsky–Vasks” erhielt die Nominierung für den OPUS KLASSIK 2019.
Neben ihren Wettbewerbserfolgen als Solistin – u.a. wurde sie mit dem Steinway Förderpreis 2015 ausgezeichnet – war Linda Leine auch als Liedbegleiterin erfolgreich: 2015 wurde sie mit dem 3. Preis in der Kategorie Liedduo beim Wettbewerb „Franz Schubert und die Musik der Moderne“ ausgezeichnet, 2016 gewann sie den 1. Preis beim 9. Internationalen Wettbewerb “Verfemte Musik“. Linda Leine war zudem Stipendiatin der Oscar und Vera Ritter-Stiftung, der Alfred Töpfer Stiftung F.V.S., der AD Infinitum Foundation und der Claussen-Simon-Stiftung.
Content from Youtube can't be displayed due to your current cookie settings. To show this content, please click "Consent & Show" to confirm that necessary data will be transferred to Youtube to enable this service. Further information can be found in our Privacy Policy. Changed your mind? You can revoke your consent at any time via your cookie settings.
Programm No. 1
Cinema reflections
Ēriks Ešenvalds (*1977)
Trio "Reflections in Water" für Klarinette, Okarina und Glöckchen, Cello und Klavier
Videoprojektionen von Roman Drits
Gabriel Fauré (1845-1924)
Trio in d-Moll für Klarinette, Cello und Klavier, op. 120
Allegro non troppo
Andantino
Finale: Allegro vivo
Pause
Andris Vecumnieks (*1964)
Fabel Cinema Fantasy (FCF) on film music themes
Dedication to Trio Fabel, 2020
Nino Rota (1911-1979)
Trio für Klarinette, Cello und Klavier
Allegro
Andante
Allegrissimo
Videoprojektionen von Roman Drits
Jede(r) kennt es aus dem Kino: wie sich Bilder untrennbar mit Klängen verbinden. Filmmusik wird oft nur als ergänzendes Element wahrgenommen, als Soundtrack, etwa als donnernde Kulisse von Hollywood-Blockbustern. Dabei ist sie weit mehr: nämlich eine eigenständige Kunst, die es vermag, im Zuhörer jeweils eigene Bilder hervorzurufen. Ja, sie versetzt jeden von uns in die Lage, sich einen eigenen "Film" vor die Augen zu zaubern. Das gilt, wie wir in unserem Konzert zeigen wollen, aber auch für andere Musik - wenn sie nur fantasieanregend genug ist. Für einige Stücke haben wir den Fotografen und Videokünstler Roman Drits eingeladen, die Musik mit seinen Visualisierungen zu begleiten, die anderen Stücke überlassen wir ganz Ihrer Fantasie.
Lassen Sie sich überraschen von unseren „Cinema reflections“, einem leichten, spielerischen und kontrastreichen Kammermusikprogramm, in dem der Meister der Filmmusik Nino Rota dem Romantiker Gabriel Fauré begegnet, der meditative Ēriks Ešenvalds dem ironisch-sarkastischen Andris Vecumnieks, der Melodien aus lettischen und internationalen Filmen paraphrasiert.
Das Trio für Klarinette, Cello und Klavier "Reflections in Water" von Ēriks Ešenvalds wurde im Jahr 2008 uraufgeführt. Ēriks Ešenvalds ist einer der führenden lettischen Vokalmusiker und auch weit über die Grenzen seines Landes hinaus bekannt. Über sein Trio bemerkt er:
"Auf der Wasseroberfläche des Sees spiegelt sich ein stilles und zerbrechliches Bild, vom Wind geschaukelt und vom Himmel beherrscht. Gleich ob es die Mauern eines Klosters sind, eine Herde, die auf einem Hügel schläft, oder Wasservögel – es sind Spiegelungen, die auf den Schultern des Wassers getragen werden".
Das Stück nimmt den Zuhörer gleichsam mit auf einen meditativen Klangflug, bei dem nicht nur Klarinette, Cello und Klavier, sondern auch Okarina und Glocken zum Einsatz kommen.
Das Trio op. 120 von Gabriel Fauré ist ein Spätwerk, uraufgeführt am 78. Geburtstag des Komponisten, der damals schon halb erblindet und fast taub war. Umso auffälliger ist, welche klangmalerischen Mittel Fauré einsetzt, wie er den „Eindruck schwebender und unbegrenzter Freiheit“ (Claus-Christian Schuster) erzeugt und assoziative Räume eröffnet.
In Fabel Cinema Fantasy spielt Andris Vecumnieks mit vielfältigen Assoziationen, sowohl ans lettische als auch internationale Kino, lässt sich aber auch von Vorbildern klassischer Musik inspirieren. Mit seinem Stilmix schafft er eine unnachahmliche akustische Szenerie, die der Fantasie des Publikums keine Grenzen setzt. Ironisch-sarkastisch, geheimnisvoll!
Nino Rota ist natürlich vor allem für seine großen Filmmusiken für Visconti, Coppola und vor allem für seinen Freund Federico Fellini bekannt. Aber er schrieb auch Konzertmusik. Freilich machte er nie einen Unterschied zwischen beidem. Für manche Musikkritiker war das eine Provokation. Sie empörten sich geradezu über die unverschämte Eingängigkeit seiner Werke. Auch Rotas Klarinettentrio geizt nicht mit hochmelodischen, fast opernhaften Phrasen und beschwört im humorvoll überdrehten Finale einige der verrücktesten Szenen aus Fellinis Filmen herauf.
Programm No. 2
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Trio (“Gassenhauer-Trio”) in B-Dur, Op. 11 für Klarinette, Cello und Klavier
I Allegro con brio
II Adagio
III Tema con variazioni ("Pria ch'io l'impegno": Allegretto)
Georgs Pelēcis (1947*)
Lyrical triptych of Latvian folk songs für Klarinette, Cello und Klavier
I Tumša nakte, zaļa zāle
II Zaļa tautu miežu rija
III Pūt, vējiņi
Pause
Johannes Brahms (1833-1897)
Trio in a-Moll, Op.114 für Klarinette, Cello und Klavier
I Allegro
II Adagio
III Andantino grazioso
IV Allegro
Drei Komponisten, drei Epochen – verbunden durch das Ideal des Gesangs, den Versuch, auch Instrumente „singen“ zu lassen. Beethoven verwendet einen seinerzeit bekannten Gassenhauer, Brahms weit ausschwingende Melodien. Der dritte im Bunde, Georgs Pelēcis, stammt aus Lettland, das sich singend die Unabhängigkeit erkämpft hat. In seinem „Lyrical Triptych“ greift Pelēcis auf folkloristische Themen zurück und bietet dem Trio Fabel eine wunderbare Gelegenheit, seine eigenen lettischen Wurzeln zu zeigen.
Johannes Brahms schrieb sein Trio Op. 114 für Klarinette, Cello und Klavier 1891, zu einem Zeitpunkt, als er das Komponieren schon aufgegeben hatte. Doch der Meininger Klarinettist Richard Mühlfeld begeisterte ihn so, dass er für ihn doch noch einmal zur Feder griff. So entstanden gleich mehrere Werke für die in der Kammermusik damals sträflich vernachlässigte Klarinette, darunter das Trio a-Moll, ein schon fast abgeklärt-meditatives Stück in herbstlich leuchtenden Farben.
Beethovens Trio für Klarinette, Cello und Klavier stammt aus den ersten Wiener Jahren des Komponisten und zeigt, wie gut sich der junge Feuerkopf aus Bonn in kürzester Zeit akklimatisiert hatte. Virtuos spielt er mit den Erwartungen seines zumeist adligen Publikums. Im letzten Satz zitiert er eine damals beliebte Melodie aus der Oper L’amor marinaro ossia Il corsaro (Der Korsar oder Die Liebe unter den Seeleuten) von Joseph Weigl. Ein Ohrwurm, den man nachts auf den Straßen singen hörte, daher auch der inoffizielle Titel „Gassenhauer-Trio“.
Der lettische Komponist Georgs Pelēcis widmete dem Trio FABEL seinen Zyklus „Lyrical triptych of Latvian folk songs“. „Ich habe eine Fantasie über verschiedene lettische Volkslieder geschrieben,“ bemerkt Pelēcis dazu. Und weil er sich vorstellte, „dass die Hörer vielleicht nicht erkennen, dass es sich um lettische Volksmelodien handelt“, beschloss er, „die Mitglieder des Trios zu bitten, auch zu singen, und sie stimmten zu. Ich habe also unsere Tradition um meine Stimme erweitert.“